Cannabis ist ein vielfältiges Arzneimittel, das je nach Sorte unterschiedliche Wirkungsprofile freisetzen kann. Oftmals ist die Auswahl des richtigen Präparats für den therapeutischen Erfolg entscheidend. Spezialisierte Cannabisärzte helfen dabei, angepasst an den spezifischen Einzelfall, die richtigen Cannabissorten auszuwählen und in die therapeutische Praxis einzupflegen.
Hier erfahren Sie, welche Kriterien bei der Auswahl von medizinischen Cannabissorten eine Rolle spielen.
Was sind medizinische Cannabissorten?
Cannabissorten sind kultivierte Varianten der Cannabispflanze, die über genetisch stabile Eigenschaften verfügen. Diese betreffen den Wirkstoffgehalt, das Aroma, den Geschmack, aber auch das phänotypische Erscheinungsbild und die Wachstumseigenschaften der Pflanze.1 Angesichts dieser Unterschiede sind manche Cannabissorten für bestimmte medizinische Anwendungen besser geeignet als andere.2

Bei der Kultivierung neuer Sorten stehen die Blüten der weiblichen Cannabispflanze im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die auf ihnen befindlichen Trichome enthalten den mit Abstand größten Anteil an medizinisch relevanten Wirkstoffen. Dementsprechend stellen sie das wesentliche Ernteerzeugnis bei der Herstellung von medizinischem Cannabis dar.3
Oft wird bei Cannabissorten der Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) als Unterscheidungskriterium hervorgehoben. Doch auch andere Cannabinoide und spezifische Pflanzenstoffe wie Terpene und Flavonoide können für die medizinische Anwendung von Bedeutung sein.4
- genetisch stabile Varianten der Cannabispflanze
- verfügen über unterschiedlichen Gehalt an THC und CBD
- jede Sorte verfügt über ein eigenes Profil an Terpenen und Flavonoiden
- verschiedene Sorten können unterschiedliche medizinische Anwendungsbereiche haben

Welche Faktoren beeinflussen die Sortenwahl durch den Arzt?
Die Auswahl der für den Einzelfall besten medizinischen Cannabissorte erfolgt in enger Abstimmung zwischen Patient:innen und Ärzt:innen. Dabei sind mehrere medizinische, pharmakologische und alltagspraktische Kriterien von Bedeutung.
Das Ziel besteht darin, eine Sorte zu finden, die nicht nur den festgestellten Symptomen entspricht, sondern auch individuell verträglich ist.
Diagnose und Symptomatik: Die wichtigste Grundlage der Sortenwahl ist die medizinische Indikation. Je nachdem, welche Symptome vorliegen, kommen Sorten in Frage, die diese lindern können.5
Vorerfahrungen mit THC oder CBD: Cannabisärzt:innen berücksichtigen, ob bereits Erfahrungs- und etwaige Toleranzwerte im Umgang mit Cannabinoiden bestehen. Patient:innen, die sensibel auf THC reagieren, können gegebenenfalls weniger potente Sorten erhalten oder eine verlängerte Eingewöhnungsphase absolvieren.6
Begleiterkrankungen und Wechselwirkungen: Etwaige Kontraindikationen können dazu führen, dass nur bestimmte Cannabissorten für die Behandlung in Frage kommen. In manchen Fällen ist grundsätzlich von einer Cannabistherapie abzuraten.7
Darreichungsform und Alltagstauglichkeit: Nicht zuletzt ist auch der Alltag von Patient:innen von Bedeutung. Mitunter gilt es zu klären, ob die Medikation mit täglichen Aktivitäten harmonieren muss oder abendlich zur Anwendung kommt, etwa um die Schlafbedingungen zu fördern.8 Zudem kann die Darreichungsform zur Debatte stehen. Neben getrockneten Blüten kann medizinisches Cannabis auch als Öl oder in Tablettenform eingenommen werden.
Aspekte, die Cannabisärzte bei der Sortenwahl berücksichtigen:
- genaue medizinische Feststellung der Symptome und des Ziels der Therapie
- bisherige Erfahrungen mit Cannabinoiden
- individuelle Verträglichkeit von THC oder CBD
- mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
- gewünschte Wirkstärke und Wirkungseintritt
- Alltagsbedingungen
Warum Patienten nicht allein über die passende Cannabissorte entscheiden
Auch wenn im Einzelfall bereits Erfahrungen mit Cannabis vorliegen mögen, ist die ärztliche Begleitung bei der medizinischen Anwendung unerlässlich. Die Wahl eines geeigneten Präparats und der therapeutisch ratsamen Dosierung kann mitunter dafür sorgen, etwaige Nebenwirkungen zu vermeiden.9
Nur erfahrene Ärzt:innen können die individuelle Eignung von Cannabis als Therapieoption beurteilen. Bestimmte Symptome müssen im Kontext der oben genannten Faktoren vollumfänglich medizinisch bewertet werden.
Wer stattdessen eigenmächtig eine Sorte auswählt oder sich aus nicht-medizinischen Quellen selbst zu therapieren versucht, geht schwer kalkulierbare Risiken ein.10

Medizinisches Cannabis nur auf Rezept
Cannabis ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Folglich dürfen Patient:innen Cannabisblüten nur mit ärztlicher Verordnung in der Apotheke kaufen. Die Auswahl der Sorte und Hinweise zur medizinisch empfohlenen Dosis sind fester Bestandteil dieser Verordnung. Es ist jedoch durchaus möglich, dass sich mehrere Sorten für die Behandlung eignen. Sollte dies der Fall sein, dürfen Ärzt:innen Alternativen im Rezept anführen, aus denen Patient:innen in der Apotheke wählen können.9
Manche Fachmediziner:innen dürfen medizinisches Cannabis zudem ohne Genehmigungsvorbehalt auf Kosten der Krankenkasse verschreiben. Kommt eine Finanzierung durch die Krankenkasse nicht in Frage, tragen Patient:innen die Kosten für medizinisches Cannabis (ungefähr 5–15 Euro pro Gramm) selbst.11
Cannabisfamilien und ihre therapeutische Ausrichtung: Indica, Sativa und Hybride

Wer sich mit medizinischem Cannabis beschäftigt, stößt schnell auf die Begriffe Indica, Sativa und Hybrid. Es handelt sich hierbei um eine traditionelle Unterscheidung verschiedener Cannabis-Genotypen, denen sich die einzelnen Sorten unterordnen.
Neben der genetischen Herkunft kann diese Einordnung in Teilen Aufschluss über die therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten einer bestimmten Sorte geben.2
- Indica-Sorten werden mit einer sedierenden Wirkung assoziiert und sind folglich eher für den abendlichen Gebrauch kurz vor dem Schlafengehen geeignet.
- Sativa-Sorten wird häufig eine aktivierende und stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben. Dementsprechend liegt die morgendliche Anwendung nahe.
- Hybrid-Sorten bilden den Großteil medizinischer Cannabisarten. Sie bestehen zu variierenden Teilen aus Indica- und Sativa-Eigenschaften. Dementsprechend verfügen Hybridsorten über sehr unterschiedliche Wirkprofile und Anwendungsbereiche.2
Unterstützung durch spezialisierte Cannabisärzte
Die mit nowomed kooperierenden Ärztinnen und Ärzte begleiten Sie kompetent auf Ihrem Weg zur Cannabistherapie. Wenn Sie eine Behandlung mit medizinischem Cannabis in Erwägung ziehen oder sich zunächst unverbindlich informieren möchten, können Sie sich ganz einfach und kostenlos bei nowomed registrieren.

Nach der Registrierung füllen Sie einen ausführlichen Anamnesebogen aus. Dieser ermöglicht unserem medizinischen Fachpersonal, Ihre gesundheitliche Situation fundiert einzuschätzen und zu prüfen, ob eine Cannabistherapie für Sie geeignet ist. Anschließend stellen Sie eine Terminanfrage für ein ärztliches Erstgespräch.
Im Rahmen des Erstgesprächs wird individuell geklärt, ob medizinisches Cannabis für Ihre Beschwerden in Frage kommt. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, erstellen unsere Ärzt:innen einen persönlichen Therapieplan – inklusive Sortenauswahl und Dosierungsempfehlung. Am Ende des Gesprächs erhalten Sie bei entsprechender Indikation Ihr erstes Rezept.
Für Folgerezepte ist keine erneute Sichtung erforderlich. Sollte weiterer Beratungsbedarf bestehen, können Sie zusätzliche Sprechstunden online wahrnehmen.

Fazit: Die richtige Cannabissorte ist kein Zufallsprodukt
Medizinisches Cannabis bietet vielfältige therapeutische Möglichkeiten – vorausgesetzt, Sorte und Dosierung passen individuell zur Patientin oder zum Patienten. Die Auswahl der geeigneten Sorte erfordert medizinisches Fachwissen und sollte durch spezialisierte Mediziner:innen erfolgen. Dabei spielen nicht nur die Diagnose und Symptomatik eine Rolle, sondern auch Alltagsbedingungen, Vorerfahrungen und mögliche Begleiterkrankungen. Wer die Cannabistherapie in Betracht zieht, sollte sich professionell begleiten lassen – für eine wirksame, sichere und individuell abgestimmte Behandlung.
Häufig gestellte Fragen
Woher weiß ich, welche Sorte für mich am besten geeignet ist?
Die passende Cannabissorte lässt sich nicht pauschal bestimmen. Stattdessen wird sie individuell in Abstimmung mit einem erfahrenen Arzt oder einer Ärztin ausgewählt. Die Grundlage dafür sind Ihre Beschwerden sowie etwaige Vorerfahrungen mit THC oder CBD. Auch Begleiterkrankungen, mögliche Wechselwirkungen und Ihre Lebenssituation (z. B. Beruf, Tagesablauf, Schlafverhalten) fließen in die Entscheidung ein.
Welche Cannabissorte hat welche Wirkung?
Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Cannabissorten mit jeweils eigenem Wirkprofil. Diese werden grob in die drei Hauptgruppen Indica, Sativa und Hybride unterteilt. Indica-Sorten sind mit einer sedierenden, Sativa-Sorten mit einer stimmungsaufhellenden Wirkung assoziiert. Hybridsorten weisen Eigenschaften beider Hauptgruppen auf. Darüber hinaus hängt das Wirkprofil mit dem THC- und CBD-Gehalt und teilweise auch mit den jeweils enthaltenen Terpenen und Flavonoiden zusammen.2
Soll ich Indica oder Sativa wählen?
Die Auswahl der Medikation erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin. Die Kategorien Indica und Sativa sind hierbei nur bedingt aussagekräftig.2 Tendenziell sind Indica-Sorten sinnvoller, wenn Sie an Schlafproblemen leiden. Sativa-Sorten tendieren hingegen zu einer weniger sedierenden Wirkung. Dadurch sind sie besser für die Linderung von Symptomen im Tagesgeschehen geeignet. Oft fällt die ärztliche Wahl auf Hybridsorten mit spezifischem Wirkprofil.
Referenzen
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